Unternehmensfinanzierung ist nicht nur eine Sache der Hausbank!

Wichtigster Erfolgsfaktor der Unternehmensfinanzierung ist und bleibt eine sorgfältige Vorbereitung und Planung.

Noch immer herrscht die gängige Meinung, insbesondere bei kleinen Unternehmen, dass eine Finanzierung ausschließlich Angelegenheit der Hausbank ist. Um Rat wird oftmals erst in dem Moment gefragt, wenn ein Kredit nötig gebraucht wird. Diese Einstellung kann für ein Unternehmen zum Verhängnis werden. Denn die Unternehmensfinanzierung ist heute als eine strategische Komponente zu sehen, die langfristig und planvoll angegangen werden muss. Die Neuregelungen der Eigenkapitalvorschriften für die Banken und Sparkassen (Basel II) führen dazu, dass auch die Kreditfinanzierer höhere Eigenkapitalquoten fordern. Welches und woher dieses Eigenkapital nehmen, ist ein Problem, das nicht mehr kurzfristig zu lösen ist. Denn Unternehmensfinanzierung wird in Zukunft zunehmend als ein Prozess mit verschiedenen Finanzierungsphasen und -instrumenten zu sehen sein.

Es gibt verschiedene Gründe und Ursachen, weshalb Unternehmen verstärkt investieren und damit einen höheren Finanzierungsbedarf haben. Erfahrungswerte lassen dabei oftmals die nächsten Finanzierungsschritte voraussagen. Hat zum Beispiel jemand eine neue technische Erfindung gemacht, dauert es rund vier Jahre, bis sich der erste Umsatz einstellt. Dazu kommt noch ein oft unterschätzter Schwierigkeitsgrad, nämlich ein neues Produkt in die Serienproduktion zu bringen: Nicht nur sind die Qualitätsstandards in Deutschland äußerst hoch angesetzt, sondern auch Erfindungen plötzlich in Massen produzieren zu können, ist keine so leichte Aufgabe.

Dieses Verzögerungsrisiko sollte bei der Finanzierung eingeplant werden. Das Kapital zur Finanzierung dieses Start-up-Unternehmens kann aus öffentlichen Förderungstöpfen stammen, aber sicherlich ist auch Ausschau nach einem Eigenkapitalgeber zu halten. Dieser Investor (Seed Capital Investor genannt) sollte sein Kapital für mindestens vier Jahre bereitstellen und in der Lage sein, bei einer Verzögerung Kapital nachschießen zu können. Ist dies nicht der Fall, kann das Überleben des Unternehmens gefährdet sein.

Bei der Aufstellung der Finanzierungsplanung ist das für das Unternehmen (beispielsweise abhängig von Branche oder Rechtsform) jeweils geeignete Finanzierungsinstrument auszuwählen. Es ist das richtige Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital zu bestimmen, sofern eine subjektive Steuerung ohne vorheriges Ratingverfahren noch möglich ist. Da sich das Rating eines Unternehmens auf das Gesamtkreditportfolio des jeweiligen Kreditinstituts einstellt, kann es sein, dass zum Beispiel gerade bei der Eingabe eines weiteren Unternehmens einer bestimmten Branche der vorgesehene Optimalanteil im Kreditportfolio überschritten wird und sich dadurch das Rating dieses Unternehmens verschlechtert. Geht die Bank also zu einer Übergewichtung in ihrem eigenen Kreditportfolio über, erhöht sich das Risiko und eine entsprechend höhere Eigenkapitalquote ist gefordert.

Bestimmte Branchen werden problemlos mit einem zinslosen Darlehen gefördert, andere nicht. Für Unternehmen, die sich im Bereich regenerative Energien engagieren, lassen sich leichter private Investoren finden als beispielsweise für Biotechnologieunternehmen. Ein gutes Anlageinstrument für einen Privatinvestor ist beispielsweise ein Genussschein. Der institutionelle Investor (Privat Equity Fonds), der in ein Biotech-Unternehmen investiert, wird hingegen stärker an einer direkten Beteiligung interessiert sein.

Um Finanzierungen der oben genannten Beispiele durchführen zu können, muss lange im Vorfeld ein durch und durch schlüssiges Geschäftskonzept entwickelt werden. Es findet Eingang in einen Businessplan mit entsprechender Finanz- und Liquiditätsplanung. Dabei ist ein deutlich größerer Reservepuffer einzustellen als noch vor wenigen Jahren. Es hat sich zu einem deutschen Volkssport entwickelt, Rechnungen erst in 75 bis 90 Tagen zu zahlen, sofern sie überhaupt bezahlt werden. Insbesondere öffentliche Auftraggeber entwickeln sich dabei zu einem Meister dieser Klasse. Um vor diesem höheren unternehmerischen Risiko gefeit zu sein, sind zusätzlich noch Rückstellungen für Anwalts- und Gerichtskosten in die Planbilanz einzustellen.

Der Businessplan ist eine zwingende Voraussetzung für jede Finanzierungsmaßnahme. Ob ein Kreditinstitut oder ein Eigenkapitalinvestor die Finanzierung vornimmt, beide werden sie das Geschäftskonzept prüfen wollen, was bis zu sechs Monaten dauern kann.

Werden Kapitalmaßnahmen wie eine Genussschein-Emission angedacht, ist darüber hinaus ein Emissionsprospekt (Pflicht seit 1. April 2005) anzufertigen. Es erfolgt eine Prüfung durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). Erst danach kann der Genussschein an ein breites Publikum vertrieben werden. Doch auch der Vertrieb muss organisiert werden, hier kommt es auf den richtigen Partner an. In der Umweltbranche erheben inzwischen auf diesem Sektor spezialisierte Makler eine Vermittlungsprovision von 12 bis 14 Prozent.

Nach einer erfolgreich durchgeführten Finanzierungsrunde ist der Prozess der Finanzierung aber noch nicht abgeschlossen. Investoren, ob private oder institutionelle, wollen regelmäßig über den Stand der Geschäftsentwicklung informiert werden. Nur dann haben Investoren – und hierzu zählen auch die Banken – Verständnis dafür, wenn außerplanmäßige Ereignisse eintreten, wodurch sich die angesetzten Renditen nicht realisieren lassen und sogar Kapital nachgeschossen werden muss.